Anstiftung zur Nachhaltigkeit.

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Ein Strauß steckt nicht einfach den Kopf in den Sand.

Stiftungen gelten seit jeher als das Wohltätigkeits-Vehikel schlecht hin. Stiefmütterlich wurden dagegen die gemeinnützigen Vereine und gemeinnützigen GmbHs (kurz: gGmbH) im Vergleich zur selbstständigen Stiftung behandelt. Heutzutage ist ein Rückgang erkennbar, weg von der Strenge des Stiftungswesens. Wer sein eigenes oder gesammeltes Geld für den guten Zweck anlegen will, sollte dreimal überlegen, ob die eigene Stiftung das Wahre für ihn ist. Es gibt viele Wege, Gutes zu bewirken, jedoch sollte eine nachhaltige und vor allem nachfolgegesicherte Variante gewählt werden, meint Franz Georg Strauß.

Als Vorstand der Marianne Strauß Stiftung seit nun über 36 Jahren weiß der Mann, wovon er spricht. Als junger Mann im Alter von 23 Jahren, nach dem Tod seiner Mutter Marianne Strauß, entschloss er sich, ihr zu Ehren ein Vermächtnis zu schaffen. Bereits zwei Monate später, konnte Franz Georg Strauß die Wohltätigkeitsarbeit der Mutter und die Fürsorge bei schicksalhaften Einzelfällen im Rahmen der Stiftung weiterführen.

Von einer „Handvoll Fällen“ pro Jahr und 130.000 € entwickelte sich die Stiftung prächtig und kann heute über ein Vermögen von 20.000.000 € verfügen. So konnten im Jahre 2020 über 1.000.000 € für Hilfsfälle aufgewendet werden. Trotz der Größe (95 % der deutschen Stiftungen sind kleiner) werden nach wie vor Einzelfälle betreut und wird unverschuldet in Not Geratenen finanziell sowie beratend Hilfe geleistet, ohne dabei nach Größe oder Berühmtheit streben zu wollen. Auf Spendenakquise – wie es viele andere Stiftungen betrieben – möchte man verzichten. 

Die persönlich betreuten Schicksalsfälle kommen meist von Kooperationspartnern wie der Caritas, anderen Stiftungen oder durch den Sternstunden e.V. des Bayerischen Rundfunks. Aber auch ein Klinikum in Starnberg, das ein Hybrid-Auto für den Transport von Multiple-Sklerose-Kranken benötigt hat, wurde unterstützt, weshalb das Klinikum auch zum Namensvetter der Stiftung getauft wurde.

Die Mittel zur Versorgung dieser Fälle kommen durch Spenden, aber auch durch Erbschaften zustande.

Die größte Sorge sieht Franz Georg Strauß darin, das reale Grundstockvermögen erhalten zu können. Aufgrund der Niedrigzinsphase ergibt sich die Schwierigkeit, dass die Verzinsung den realen Verlust des Vermögens durch Inflation von ca. 2 % abdeckt; notwendig wäre derzeit eine Verzinsung zu ca. 6 %. Es muss nicht nur genügend Kapital für den Stiftungszweck, sondern auch für den Erhalt des Grundstockvermögens erwirtschaftet werden. Eine Anlage in risikoreichere Produkte wie Aktienfonds ist deshalb immer üblicher, wobei dies auch zur Schmälerung des Grundstockvermögens führen kann und den Kapitalerhalt gefährdet (Stichwort Wirecard).

Daneben tritt häufig ein Kapitalverlust durch Nachlässigkeit. Nicht nur der Mittelstand, sondern auch die Stiftungen leiden nämlich am Nachfolgeproblem. Entweder, weil der Stiftungszweck nur im Falle des Zweckfortfalls vom Stiftungswillen des Gründers geändert werden darf, vielmehr aber, weil keine Nachfolge zustande kommt oder vernachlässigt wird.

So entsteht die ungeheure Zahl von über 1.800 Stiftungen, die die Stiftungsverwaltung München geerbt und derzeit verwalten muss. Dieser schier unmöglichen Aufgabe scheint die Stadt in die Knie zu zwingen, wodurch Gelder, Immobilien und Aktiendepots an Wert verlieren und verloren gehen.

In seiner Stiftung bietet Franz Georg Strauß deshalb an, einen eigenen Fonds in dieser einzurichten, den die Stiftung weiterführt. Dort sei sichergestellt, dass das Geld nicht verloren geht, sondern weiterhin für gute Zwecke unter optimaler Betreuung verwaltet wird.

Ein weiterer Stolperstein können Vorgaben der Aufsichtsbehörde sein, die das Stiftungswesen bspw. mit eigenen Bilanzstichtags-Regelungen und Satzungsentwürfen zu dirigieren versucht.

Daneben fordern Zertifizierer bspw. das Deutsche Spendensiegel, dass die Anzahl der Vorstände bei ehrenamtlicher Tätigkeit drei sein muss. „Die Ehe zu dritt, da bin ich ja gespannt“ witzelt Franz Georg Strauß nur zu dieser Vorgabe.

Eine Stiftung mit einer Million Euro zu gründen, sei laut Franz Georg Strauß nicht mehr so leicht, wie damals. Durch die Pflicht zum Kapitalerhalt und der Verwaltung der Stiftung bliebe kaum Geld für den Stiftungszweck übrig. Rechtsformen wie die GmbH, gemeinnützige Vereine, oder aber das Stiftungs-Fonds-Modell können Alternativen darstellen, die angedacht werden sollten.

Vielen Dank, Franz Georg Strauß, für das interessante und herzliche Gespräch.

… mehr #greenspiration immer mittwochs!

ZUR PERSON:

Franz Georg Strauß ist ein sehr sympathischer Gesprächspartner, der die Fußstapfen seines berühmten Vaters, dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, nicht scheut. Als Jurist leitet er neben des Vorsitzes der Marianne Strauß Stiftung ein eigenes Werbeunternehmen, das unter anderem das Münchner Lokalfernsehen bereichert. Außerdem ist er Gründungsmitglied und Vorstand des German Mittelstand e.V..

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